Längst hat der LehrerInnen-Mangel auch Österreichs HTLs erreicht. Es gibt eine erhebliche Anzahl an guten TechnikInnen aus der Wirtschaft, welche das Praxis-Know-How an die Jugend weitergeben möchte. Tatsächlich werfen jedoch die meisten AnwärterInnen das Handtuch, bevor sie den Weg einschlagen. Man sollte meinen, dass die Weitergabe des Wissen an unsere nächste Generation eine hohe Priorität einnimmt. Betrachtet man jedoch die Rahmenbedingungen und bürokratischen Hürden, so kann man die vielzitierte Nachhaltigkeit gerade im Bildungsbereich nur mit einer gehörigen Portion Zweckoptimismus erkennen.
Die sinnstiftende Entscheidung eines Praktikers, sich der Lehre zu widmen, darf nicht mit hohen Einstiegsbarrieren und einem drohenden Prekariat einhergehen.
Möchte man das Ruder noch herumreißen und auch den kommenden Pensionierungen mit Vorausschau begegnen, ist rasches Handeln gefragt. In einem offenen Brief der HTL Vorarlberg an das Bildungsministerium wurde nun dem Unmut Luft gemacht. So fordern die VertreterInnen der HTL Bregenz, Rankweil und Dornbirn konkrete Veränderungen der Rahmenbedingungen, um auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Ausbildung mit Praxisbezug gewährleisten zu können. In einem knappen Entwurf zur Änderung des Pädagogischen Dienstschemas fordern sie u.a. die volle Anrechnung der Vordienstzeiten, eine Halbierung der nötigen ECTS der Pädagogik-Ausbildung und unbefristete Arbeitsverträge für das neue Lehrpersonal.
Mit dieser Initiative soll zudem verhindert werden, dass in Anlehnung an die Wirtschaftspädagogen, fortan Technikpädagogen ausgebildet werden. Die hohe Anerkennung der HTL-Ausbildung seitens der Wirtschaft soll auch weiterhin Bestand haben. Echte PraktikerInnen aus den Betrieben und der Wirtschaft, die ihr technisches Knowhow an die SchülerInnen weitergeben, müssen auch künftig „Stand der Technik“ sein.
Betrachtet man die HTL-Ausbildung als technisches Rückgrat der Wirtschaft, so wäre es nun an der Zeit für ein klares Bekenntnis hin zur Qualität.
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Aktuell kündigte Bildungsminister Martin Polaschek die „größte Lehrkräfteoffensive der Zweiten Republik“ an. Unter dem Titel „Klasse Job“ möchte man dem Berufsbild ein neues Image geben und so neue Zielgruppen für den Beruf begeistern. Es bleibt abzuwarten, wie die „neue Verpackung“ letztlich mit konkreten Inhalten gefüllt wird. Wir bleiben am Thema dran und berichten am 2.11.2023 über den konkreten Stand dieser „Offensive“.
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1 Comment
Danke für diesen Beitrag. Es ist an der Zeit das Kind beim Namen zu nennen.