Leistung mit Menschlichkeit

6. September 2023

.. was für ein wunderbares Motto!

Zumal in diesem Motto mehr Wahrheit liegt, als man vermuten möchte, und dennoch werden sehr unterschiedliche Bilder beim Lesen dieser beiden Begriffe entstehen. In den folgenden Zeilen möchte ich auf Basis der Neurowissenschaft darauf eingehen, warum dies aus meiner Sicht ein wirklich hervorragendes Motto ist.

Beginnen wir zunächst mit den beiden Kernbegriffen – Leistung und Menschlichkeit. Gerade Leistung ist ein Begriff, welcher viele verschiedene Reaktionen und Bilder hervorrufen kann.

Diese können von sehr positiv bis hin zu kritisch und ablehnend reichen. Diese Bandbreite ist nur verständlich, wenn man Leistung als die „Fähigkeit zur Veränderung oder Wachstum“ betrachtet.

Was hat Leistung mit Energie zu tun?

Für mich steht der Begriff „Leistung“ für den Wunsch, etwas, das ich gerne mache, so gut wie möglich zu machen. Natürlich trifft es nicht immer zu, dass ich alles gerne mache. Und selbst wenn ich etwas gerne mache, fällt es mir nicht immer leicht, etwas mit Begeisterung zu machen.

Warum ist dies so und warum ist es manchmal so schwierig?

Nun, dies liegt in der Art und Weise, wie der menschliche Körper und vor allem das Gehirn funktioniert. Neben dem Faktum, dass unser Gehirn unfassbar viel leistet, ist es auch der größte Energieverbraucher im gesamten Körper. Es konsumiert ca. 20 % der gesamten Energie im Körper. Die „Währung“ für die Energie im Körper sind Kohlehydrate, also Zucker. Daher ist es nicht überraschend, dass man bei einer komplizierten Mathematikaufgabe dem Essen von Schokolade weniger leicht widerstehen kann. 😉

Dieser Zucker war am Beginn der Entwicklung des Menschen nicht in dem Ausmaß verfügbar wie heute. Daher ist das Gehirn völlig darauf optimiert, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen! Das ist wichtig zu verstehen, denn etwas Neues zu lernen bedeutet nichts anderes als neue Verbindungen im Gehirn zu schaffen, die es bis dato nicht gab. Dies benötigt im wahrsten Sinne des Wortes Energie – und genau diese will unser Gehirn nicht aufbringen. Es wird also alle möglichen „Tricks“ verwenden, um uns davon abzulenken, zum Beispiel zu essen oder etwas anderes zu machen, das wir schon gut können.

Die Freude am Besserwerden

Wenn wir aber etwas mit Freude und Begeisterung machen, dann haben wir plötzlich die Energie und können selbst mühsame Dinge erledigen. Dann wird diese Energie ja tatsächlich auch benötigt.

Wenn wir also eine Freude am Besserwerden entwickeln, sind wir tatsächlich in der Lage, Leistung zu erbringen, die wir vorher für unmöglich hielten. Wann hast du das letzte Mal etwas mit Freude gemacht und wie hat sich das angefühlt? Sehr gut, nehme ich an! Hin und wieder ist es wichtig, sich am Besserwerden zu erfreuen – auch wenn es nur kleine Schritte sind, die endlich gelingen. Das liefert die Energie, die unser Gehirn benötigt, um zu wachsen. In diesem Sinne ist Leistung aus meiner Sicht die Freude am Besserwerden.

Wir als soziale Wesen

Der zweite Begriff im Motto ist „Menschlichkeit“. Auch dieser Begriff löst mit Sicherheit viele unterschiedliche Assoziationen aus. Für mich ist dieser Begriff ein Hinweis auf einerseits Individualität und andererseits auf das Faktum, dass wir soziale Wesen sind und in der Gemeinschaft großartige Leistungen bringen.

Auch in diesem Bereich lernen wir heute aus der Neurowissenschaft, dass unser Gehirn einzigartige Fähigkeiten entwickelt hat. Fähigkeiten, welche es uns ermöglichen, eine soziale Realität zu schaffen und uns perfekt auf die Umwelt, in der wir leben, anzupassen. Wir gehören zu den wenigen Säugetieren, die nach der Geburt mehr oder weniger fast hilflos sind. Der evolutorische Grund dafür ist sehr wahrscheinlich die damit verbundene Fähigkeit des Gehirns, sich auf die jeweiligen Verhältnisse (Umwelt, Familie, etc.) nach der Geburt anzupassen. Damit haben wir einen enormen Vorteil, da sich unsere Fähigkeiten nach dem ausrichten, was ist, und wir so perfekt auf ein soziales System und eine Umwelt, in der wir leben, angepasst sind.

In jedem Fall bedeutet es aber, dass unser Gehirn auf Menschen und Erfahrungen rund um uns reagiert und so auch schnell lernt. Wenn ein Baby gehen lernt, dann lernt es von und mit dem Umfeld und mit der positiven Motivation daraus. Man sagt ja zu einem Baby auch nicht „Geh jetzt endlich“, sondern im Gegenteil – wenn es fällt – „Oh wow der erste Schritt. Bravo! Komm, noch einer…“, etc. Also lernen wir, mit positiver Motivation – siehe oben – mit Energie und gemeinsam.

Fazit

Unser Gehirn ist also darauf trainiert, gemeinsam zu lernen und benötigt dafür Energie. Daher ist für mich das Motto „Leistung mit Menschlichkeit“ so wunderbar! Es birgt für mich die Kernelemente, die uns die Neurowissenschaft heute lehrt, wie unser Gehirn funktioniert: Mit der „Freude am Besserwerden“ und dem „Better together“!

Wir bedanken uns bei Claudia Rock für den Gastbeitrag.
Sie übt die Tätigkeit der Projektleiterin bei GFW – Gesellschaft f. Wirtschaftsdokumentationen aus.


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