Quiet Quitting ist wie ein Schritt zurück in die Vergangenheit. Zu einem Job, der uns keinen Sinn gibt und den wir nur aus Pflichtgefühl erfüllen. Wenn wir einfach nur zustimmen und an etwas anderes denken, können wir uns vielleicht von der Arbeit distanzieren. Ändern werden wir jedoch nichts. Wir akzeptieren das System, obwohl es uns nicht gefällt. Es ist nicht notwendig, dass jeder das System ändert, aber es besteht die große Gefahr, in Resignation zu verfallen.
Der Ausdruck erinnert mich sehr an eine Art von Arbeitszufriedenheit, die in den 70er Jahren von Bruggemann und Kollegen geprägt wurde. Bereits damals wurde festgestellt, dass hohe Zufriedenheitswerte in einem Unternehmen nicht unbedingt bedeuten, dass alle tatsächlich zufrieden sind.
Es wurde herausgefunden, dass Arbeitszufriedenheit auf verschiedene Arten entstehen kann, zum Beispiel indem wir unsere Erwartungen herabsetzen und den Job positiver bewerten, als er tatsächlich ist. Oder indem wir unsere Wahrnehmung ändern und unerwünschte Aspekte ausblenden, um uns dann plötzlich zufrieden zu fühlen.
Ist es nicht genau das, wozu uns Quiet Quitting verleitet? Unsere Unzufriedenheit hinunterzuschlucken und zu denken, dass unser Job nicht so wichtig ist. Wir könnten doch einfach unsere Ansprüche senken und uns sagen, dass wir noch so viele andere Dinge haben.
Aber was wäre, wenn wir uns stattdessen fragen würden: Ist mein Job wirklich unwichtig oder liegt meine Unzufriedenheit an etwas anderem? Anstatt im Stillen zu kündigen, könnten wir laut werden und unsere Bedenken äußern.
„Entsprechend bin ich für Loud Working als Gegentrend zum Quite Quittung.“
Gemeinsam eine förderliche Arbeitsumgebung schaffen, die uns und andere voranbringt. Das bedeutet Mitarbeitende, die sich zeigen und aktiv mitgestalten, unterstützt von Führungskräften, die nicht alles vorgeben. Wir haben bereits viel erreicht mit New Work-Ansätzen, die eine erfüllende Arbeitswelt ermöglichen, indem sie auf Stärken und Wünsche der Mitarbeitenden eingehen.
„Um eine bessere Arbeitsumgebung zu schaffen, müssen wir miteinander kommunizieren und unsere Ansichten austauschen. Resignation und das Senken unserer Ansprüche helfen uns dabei nicht weiter.“
Die Aussage, dass Arbeit nicht alles im Leben ist und dass wir uns nicht ausschließlich über unsere Arbeit definieren sollten, ist wichtig. Es bedeutet jedoch nicht, dass Arbeit keinen Platz in unserem Leben hat. Es geht vielmehr darum, eine Balance zu finden zwischen Arbeit und anderen wichtigen Aspekten des Lebens.
Es ist auch wichtig, sich mit der Arbeitswelt auseinanderzusetzen und zu überlegen, wie wir sie gestalten möchten. Statt Ansprüche zu senken, sollten wir proaktiv sein und uns aktiv für eine bessere Arbeitswelt einsetzen.
Deswegen bin ich gegen „Quiet Quitting“ und befürworte stattdessen „Loud Working“.
Wir sollten nicht im Stillen bleiben, sondern unsere Grenzen laut und deutlich kommunizieren und aufzeigen, was falsch läuft.
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